„Der Engel des HERRN rührte Elia an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“
(1. Könige19,7)
Engel
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrei’n
oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel.
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.
Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
er hört, wenn du ihn rufst in der Nacht, der Engel.
Er steht im Weg und er sagt: Nein!, der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie Stein –
es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Rudolf Otto Wiemer
„Der Engel des HERRN rührte Elia an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“
(1. Könige19,7)
Der Monatsspruch für Juli nimmt uns hinein in eine dramatische Geschichte: Elia, der Prophet ist auf der Flucht. Auf dem Bild sehen wir ihn erschöpft auf dem Boden liegen. Er hat aufgegeben und will nur noch sterben.
Eben noch war er ein strahlender Sieger über seine Gegner, jetzt hat ihn die Furcht um sein Leben ohnmächtig zu Boden gedrückt.Genau dann, wenn es uns so geht, brauchen wir einen Engel.So wie sich auf dem Bildeine Gestalt zu Elia herabbeugund ihn anrührt. Brot und Wasser stehen bereit, Kraft für den Aufbruch.
Elia hat sich stärken lassenfür seinen Weg, immer wieder.Ohne Engel wäre er liegen geblieben. Die eigene Kraft reicht nicht aus, um alle Herausforderungen des Lebens zu bestehen. Wir brauchen Kraft, die uns geschenkt wird.Dietrich Bonhoeffer hat von den „guten Mächten“ gesprochen, die uns behüten –er meinte damit die Engel. Das müssen keine Männer mit Flügeln sein.
In der Bibel wird von ihnen erzählt.Und zwar immer wieder: Gott vertreibt Adam und Eva aus dem Garten Eden und postiert vor dem Tor zum Paradies einen Wächterengel mit dem Schwert. Jakob auf der Flucht vor Esau legt abends erschöpft seinen Kopf auf einen Stein. Und er träumt, dass eine Leiter vom Himmel auf die Erde reicht. Darauf steigen die Engel Gottes himmlischenHofstaat. Er sieht die Engel vor dem Thron Gottes und hört ihren immerwährenden Lobgesang: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr!
Und natürlich: Waswäre Advent und Weihnachten ohne die Engel, die den Hirten große Freude verkünden, die allem Volk widerfahren soll?
Am Grab Jesu schließlich steht ein Engel und schickt die Jüngerinnen um: Jesus ist nicht hier. Er ist auferstanden. Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
Engel begegnen uns in der Bibel auf Schritt und Tritt. Und sie begegnen uns auch heute. In der Kunst und in der Werbung, in unseren Schaufenstern und auch bei uns Zuhause als Schmuck zum Aufstellen etwa. Und unsere Sprache ist voll von ihnen. Bei soviel Engeln brauchen wir manchmal eine Engelsgeduld. Und doch verbindet sich mit den Engeln die uralte Sehnsucht nach Schutz und Geborgenheit.
Engel als Boten Gottes sind da am Werk, wo selbstgerechte Macht in ihre Schranken verwiesen wird und wo die Menschen am Rande ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden (wie in der Weihnachtsgeschichte). Es war der „Engel der Armen“, Mutter Theresa aus Kalkutta in Indien, die vielen armen Menschen wieder ein Gefühl für ihre Würde gegeben hat. Und vielen Reichen eine Chance, ihr Eigentum sinnvoll einzusetzen.
Engel stehen für die Gegenwart Gottes. Ein Engel, das ist die Person gewordene Gegenwart Gottes. Gott ist gegenwärtig, er zeigt sich nicht überall mit gleichem Gesicht. Er verkleidet sich sozusagen.
Er nimmt für jeden einzelnen Menschen verschiedene Gestalt an. Gott kommt jedem Menschen nah und zwar in genau der Gestalt, die er sich ausgesucht hat, um ihm zu begegnen. Und das müssen dann wirklich nicht Männer mit Flügeln sein.
Gott ist sich nicht zu schade für uns. Und er möchte, dass wir seine Boten sind, auch wenn wir dabei Federn lassen müssen Wirst du für mich, werd ich für dich der Engel sein?